Gründe für die Elektrische Selbstversorgung

Wie bei der Selbstversorgung mit Lebensmitteln gibt es auch bei der elektrischen Selbstversorgung einige gute Gründe für die Selbstversorgung und auch einige Vorteile, die man davon hat.

Mehr Datenschutz – Keine SmartMeter-Überwachung

SmartMeter können je nach Software in der Lage sein, jede Sekunde den aktuellen Verbrauch an den Netzbetreiber bzw. den Stromanbieter senden. Dadurch ist absehbar, wann jemand zuhause ist und wie der Verlauf des Stromverbrauches ist. Bei ausreichender Analyse des Stromflusses ist es sogar möglich für ein SmartMeter, zu entscheiden, wann welche Geräte angeschaltet sind. Es wird bereits an solchen Systemen geforscht, wobei die Zielsetzung momentan darin besteht, gestörte Geräte in Industrieanlagen zu erkennen 1. Allerdings können andere Projekte durchaus darauf abzielen, die Geräte in Privathaushalten zu erkennen.

Darüber hinaus können SmartMeter dazu genutzt werden, mißliebige Personen den Zugang zu Elektrizität zu verweigern. Bürger, die sich beispielsweise gegen eine Baumaßnahme wehren, welche nur Großkraftwerken nutzen würde, könnten vom Netzbetreiber zeitweise vom Stromnetz abgetrennt werden. Voraussetzung ist, dass solche Maßnahmen legalisiert werden, wovon in jetzigen Zeiten durchaus gerechnet werden kann 2.

Stromverbrauchsdaten oder gar Daten, welche zeigen, wann welches Gerät läuft, sind “schöne” Daten für Werbefirmen. Je nachdem, welche Geräte an sind kann personalisierte Werbung ausgeliefert werden. Läuft beispielsweise oft der Fernseher, kann an den Haushalt gezielt Werbung zu neuen Serien, Filmen oder Fernsehsendern geschickt werden. Auch für Versicherungsunternehmen wäre es interessant zu wissen, wann jemand zuhause ist. Schließlich könnten Leute, die oft in der Nachtschicht arbeiten, eine andere Risikobewertung bekommen als Leute, die zu “gewöhnlichen Zeiten” arbeiten, gerade im Hinblick auf das fortgeschrittene Alter.

Für Geheimdienste sind die Daten, wann jemand welche Geräte laufen lässt, ebenfalls interessant. Wird über das SmartMeter erkannt, wann ein Fernseher oder Festplattenrekorder läuft, kann eventuell ein Rückschluss auf die gesehenen Sendungen gemacht werden. Erkennt das SmartMeter einzelne Computer könnte zusammen mit der Vorratsdatenspeicherung von Internetverbindungen eine Aussage darüber gemacht werden, mit welchem Computer welche Internetaktivitäten ausgeführt werden. Darüber hinaus ist es natürlich auch für Geheimdienste interessant zu wissen, wann wenig oder gar keine elektrische Energie benötigt wird. Daraus könnten die Zeiten ermittelt werden, an denen man regelmäßig nicht zuhause ist, wodurch Geheimdienste ein Zeitfenster haben, in dem sie unbemerkt die Wohnung verwanzen oder durchsuchen können, so wie es das Ministerium für Staatssicherheit (MfS, “Stasi”) der DDR gemacht hat 3.

Die elektrische Selbstversorgung hilft gegen die genannten SmartMeter-Überwachungsprobleme in der Hinsicht, als dass es bei ausreichender Versorgung mit Solarenergie, Windenergie oder anderer eigener Energiequellen nicht mehr notwendig ist, den Stromnetzanschluss zu benutzen. Da das SmartMeter dann keine elektrische Energie mehr messen kann, können von den SmartMeter-Daten keine Aussagen mehr darüber getroffen werden, welche Geräte wann an sind und wann jemand zuhause ist oder nicht.

Auch wenn das Stromnetz nur als Notfalllösung zum Laden der 12V-Akkus des Hausnetzes benutzt wird, kann das SmartMeter nicht ermitteln, welche Geräte angeschaltet sind. Es wird höchstens einen Transformator mit nachgeschaltetem Gleichrichter oder ein Schaltnetzteil erkennen. Die 12V-Geräte oder Geräte am Wechselrichter werden nicht erkannt, sofern es sich nicht um Großverbraucher wie Induktionsplatten, Öfen, Staubsauger oder Toaster handelt. Das SmartMeter kann bei einem einfachen Ladeverfahren mit Ladeschlussspannung lediglich am sinkenden Energiebedarf feststellen, wann die Akkus geladen sind, wodurch ein Rückschluss auf die ungefähre Akkukapazität im 12V-Netz gezogen werden kann. Aber auch dies kann vermieden werden, indem das Ladegerät, welches am Stromnetz hängt, zufällig lange und mit zufällig eingestellten Ladeströmen lädt. Eine solche Steuerung kann mittels Mikrocontroller oder einem analogen Schaltkreis realisiert werden, um das Ein- und Ausschalten des Ladegerätes auch dann zu ermöglichen, wenn man außer Haus ist. Ist das Hausnetz vollkommen vom Stromnetz getrennt, wobei letzteres noch nicht mal als Notfallösung genutzt wird, sind diese Vorsichtsmaßnahmen natürlich nicht notwendig.

Unabhängigkeit vom Strompreis und den “Großen Vier”

Bei der elektrischen Selbstversorgung kommt die selbst erzeugte elektrische Energie kostenlos, wenn sie aus regenerativen Energiequellen oder mit Muskelkraft erzeugt wird. Die einzigen Kosten sind die einmaligen Anschaffungskosten für die benötigten Geräte und Energiequellen (Solarmodule, Windräder, Turbinen, …). Man hat also je nachdem, wie vollständig man sich mit elektrischer Energie selbst versorgen kann, immer eine gewisse Menge kostenloser elektrischer Energie zur Verfügung, im Idealfall 100%. Dadurch spart man bei steigenden Stromkosten viel Geld, das wiederrum sinnvoll, beispielsweise für besseres Essen (Bio + Fairtrade) oder andere Bio- und Fairtrade-Artikel ausgegeben werden kann.

Außerdem umgeht man bei vollständiger elektrischer Selbstversorgung in Deutschland auch noch die Netznutzungsentgelte der Tochterfirmen der “Großen Vier” (RWE, E.ON, Vattenfall, EnBW). Selbst wenn man echten Ökostrom bezieht, muss der Ökostromanbieter trotzdem an die vier großen Stromkonzerne pro Kilowattstunde einen gewissen Betrag für die Nutzung der Netze zahlen. Dabei finanziert man mit den Netznutzungsentgelten teilweise die Stromleitungen, über die schmutziger Atom- oder Kohlestrom geleitet wird.

Vorbereitung auf schlechte Zeiten

Zurzeit (2017) ist die weitere wirtschaftliche Entwicklung ungewiss. Es kann jederzeit zu einer erneuten Finanzkrise kommen, wodurch wieder viele Leute der Mittel- und Unterschicht nach der Krise schlechter darstehen werden als vor der Wirtschaftskrise. Die Stabilität der verwendeten Währungen (Euro, Dollar), die nicht an reale Werte gekoppelt sind (“Fiat Money”), kann bei einer erneuten Wirtschaftskrise weiter verschlechtert werden. Außerdem werden immer mehr Menschen in schlechtere Arbeitsbedingungen gedrängt, sodass weniger Geld zum Leben bleibt. Zuletzt kommt noch die Gefahr durch Preiserhöhungen aufgrund von Privatisierungen (Wasser, Straßen, Schulen, …) hinzu.

Durch elektrische Selbstversorgung kann man sich auf diese schlechten Zeiten besser vorbereiten, indem man am besten schon vor der Krise mit elektrischer Selbstversorgung anfängt, denn die Energiequellen, die einem bereits gehören, können einem nicht wieder weggenommen werden. Somit ist auch im Krisenfall eine elektrische Versorgung ohne Abhängigkeit von (unsicherem) Geld gewährleistet. Des weiteren eröffnet sich die Möglichkeit eines Tauschhandels mit Nachbarn. Hat man genügend überschüssige elektrische Energie, kann man diese Nachbarn anbieten und dafür beispielsweise Lebensmittel erhalten, die man selbst nicht angebaut hat.

Stromausfälle sind unproblematischer

In Zeiten, in denen aus Profitgründen oder aufgrund eines wirtschaftlichen Zusammenbruchs nicht in die Infrastruktur von Stromnetzen investiert wird, kann die Versorgung mit elektrischer Energie gefährdet sein. Wer auf eine rund-um-die-Uhr Versorgung mit elektrischer Energie angewiesen ist, muss rechtzeitig Vorkehrungen treffen. In Krankenhäusern sind solche Vorkehrungen (hoffentlich) getroffen, in Privathaushalten seltener. Dabei hätte ein längerer Stromausfall auch in Privathaushalten Konsequenzen: Der Inhalt des Kühlschrank wird schlecht bzw. ungenießbar, wenn er nicht ausreichend gekühlt wird, Durchlauferhitzer, elektrische Herde und Öfen funktionieren nicht.

Auch hier hilft die elektrische Selbstversorgung: Es gibt Kühlschränke, die direkt an das eigene 12V-Netz angeschlossen werden können und dann bei Stromausfall trotzdem weiterlaufen. Kleine Herdplatten und Wasserkocher können am Wechselrichter des 12V-Netzes betrieben werden. Je nach Kapazität der verwendeten Akkus im 12V-Netz und der Stärke der eigenen Energiequellen können tage- oder wochenlange Stromausfälle überbrückt werden.

Weiterführende Seiten


  1. https://iss.umwelt-campus.de/iss/index.php?id=pebis, abgerufen am 2015-05-19

  2. http://www.heise.de/tp/artikel/45/45045/1.html

  3. https://www.youtube.com/watch?v=qo3aQDy085c, abgerufen am 2015-05-19